
M’era Luna-Festival: Wo Schwarz zur Wahrheit wird und dunkle Klänge wahre Gesichter vereinen
Was vor über zwei Jahrzehnten begann, ist heute ein Fixstern am dunklen Festivalhimmel. Rund 25.000 Besucher pilgern jährlich aus ganz Europa nach Niedersachsen, um gemeinsam eine Welt zu betreten, in der Schwarz nicht nur eine Farbe, sondern eine Lebenseinstellung ist.
Auf zwei Bühnen entfaltet sich ein Line-up, das tief in die Seele der Szene blickt. Die Industrial-Rocker Eisbrecher, die finsteren Cellisten von Apocalyptica und die ikonischen Blutengel lassen keine Zweifel daran, dass das M’era Luna auch 2025 ganz oben auf dem Festivalthron steht. Dazu gesellen sich mystisch-mythische Live-Erlebnisse mit Heilung, elektronischer Glanz von Covenant und Solar Fake sowie emotionale Soundgewalten durch Acts wie Lacuna Coil und Samsas Traum.
Auch Freunde des Mittelalter-Rocks kommen mit Subway to Sally, Faun oder Versengold voll auf ihre Kosten. Insgesamt sorgen über 40 Bands aus den Bereichen Gothic, Darkwave, Industrial und Metal für ein musikalisches Spektrum, das zwischen Tanzrausch und Gänsehaut pendelt – ein klanggewaltiger Reigen, der die Nacht zum Leuchten bringt.
Auch 2024 überzeugte das M'era Luna Festival mit einem hochkarätigen Line-up mit eindrucksvollen Auftritten. (Fotos: Richard Kirschner)
Doch M’era Luna ist mehr als Musik – es ist ein Ritual der Gemeinschaft, ein Fest für Augen, Ohren und Seele. Die Besucher flanieren in aufwendig gestalteten Outfits durch ein Areal, das in geheimnisvolles Licht getaucht ist. Samt, Spitze, Leder, Latex – eine modische Symphonie in Schwarz. Es duftet nach Räucherwerk und Abenteuer, während auf dem Mittelaltermarkt Gaukler und Händler die Zeit zurückdrehen.
Für viele bedeutet das Festival auch: endlich sie selbst sein dürfen. So wie Lisa M. aus Bayreuth, die in aufwändigem viktorianischem Outfit, mit schwarzem Sonnenschirm und handgefertigtem Korsett über das Gelände schreitet: „Für mich ist das keine Verkleidung. Das hier bin ich. Verkleidet fühle ich mich eher im Alltag, im Büro. Auf dem M’era Luna kann ich einfach ich sein – ohne Maske, ohne Kompromisse.“
Diese Sehnsucht nach Authentizität spiegelt sich in jedem Detail des Festivals wider. In der M’era Luna Academy können Besucher in Workshops tiefer in die Szene eintauchen, bei Lesungen Literatur genießen oder beim Crypt Talk spannenden Vorträgen lauschen. Die Warm-up-Party mit Szene-DJs sorgt bereits am Freitag für erste tanzbare Schattenmomente – und wer das ganze Wochenende inmitten der schwarzen Familie verbringen will, bucht sich am besten gleich ein Plätzchen im Gothic Garden, dem stilvollen Zeltplatz mit mystischer Atmosphäre.
Hier, wo die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen, zwischen Tag und Nacht, Künstlern und Fans, wird jeder Besucher Teil eines Erlebnisses, das weit über Musik hinausgeht. M’era Luna ist Heimat, Rückzugsort und Rebellion zugleich – ein Ort, an dem das Anderssein gefeiert wird.
Infos zu Ticktes und Camping gibt es auf www.meraluna.de. Wer sich traut, taucht ein – in ein Festival, das so magisch wie düster, so laut wie berührend ist. Willkommen in der Nacht.
Besucherinnen und Besucher des M'era Luna-Festivals 2024 beeindruckten mit aufwendig gestalteten Outfits und kunstvoller Schminke – viele der fantasievollen Kostüme wurden liebevoll in Handarbeit selbst gefertigt und spiegelten die kreative Vielfalt der Gothic-Szene wider. (Fotos: Richard Kirschner)